Winteraktion bis 15. Januar 2023: auf Leistungsrechnung und Nachhaltigkeitsanalyse 35% Rabatt mit dem Coupon RWNAM105401144R

Pressemitteilung: Erste Ergebnisse zu Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft liegen vor

 

Erste Ergebnisse aus umfangreichem Projekt liegen vor – Landwirtschaft investiert über 1.400 EUR pro Hektar in das Gemeinwohl und in die Nachhaltigkeit

Über die Zukunft der Landwirtschaft wird derzeit heftig debattiert. Die massiven Proteste der Landwirte in Deutschland und nahezu allen europäischen Ländern gegen die Agrarpolitik legen die unterschiedlichen Interessen und das vorhandene Konfliktpotential offen. Die Gesellschaft und die Politik verlangen eine nachhaltigere Produktion zum Schutz der Gemeingüter, die Landwirtschaft erwartet im Gegenzug die faire Bezahlung ihrer Arbeit.

Eine Ursache des Konfliktes ist das Faktum, dass die betrieblichen Aufwände und Kosten für die erbrachten Leistungen der Betriebe für Nachhaltigkeit und für das Gemeinwohl über die Preise der Erzeugnisse und über öffentliche Gelder ungenügend refinanziert werden.

Das liegt unter anderem darin, dass die betrieblichen Leistungen für den Erhalt der natürlichen Ressourcen und den Schutz der Gemeingüter bisher keinen expliziten Preis haben. Dieses Defizit soll in einem aktuell laufenden Projekt angegangen werden. Aus möglichst vielen realen Betriebsdaten soll eine betriebswirtschaftliche Zahlenbasis für die Integration und Kalkulation von Nachhaltigkeit und Gemeinwohlleistung in die betriebliche Performance geschaffen werden.

Unter Leitung des Kuratorium Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft KTBL, der Regionalwert Leistungen GmbH und der Regionalwert Research gGmbH wird auf einer großen Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, quer über alle Regionen Deutschlands sowie aus unterschiedlichen Betriebszweigen und Wirtschaftsformen, eine Berechnung der Leistungen für nachhaltiges Wirtschaften und für das Gemeinwohl durchgeführt. Zahlreiche Partner*innen aus der Finanzwirtschaft, dem Agrarhandel, der Lebensmittelverarbeitung, aber auch Ministerien, Verwaltungsstellen und Verbändeunterstützen das Projekt. Die landwirtschaftlichen Betriebe, die sich daran beteiligen, erhalten einen kostenfreien Zugang zur Online-Datenbank, führen dort ihre Nachhaltigkeitsbewertung durch und stellen im Gegenzug ihre individuelle Auswertung anonymisiert den Projektpartner*innen zur Erstellung einer Gesamtauswertung zur Verfügung.

Für die Erhebung der Daten wird die Methode und das Instrument der Regionalwert-Leistungsrechnung (RWLR) genutzt, die in den vergangenen 15 Jahren aus der landwirtschaftlichen Praxis heraus mit wissenschaftlicher Begleitung entwickelt wurde. Mit dem Instrument werden anhand von 500 betriebswirtschaftlichen Leistungskennzahlen Daten und Informationen erhoben, aus denen Maßnahmen, Tätigkeiten und Investition in Nachhaltigkeit und in das Gemeinwohl ableitbar sind. Für alle relevanten Betriebszweige, auch für die Waldwirtschaft, liegen spezielle Kennzahlen vor.

Die erhobenen Rohdaten werden von der Datenverarbeitung automatisch 10 Kategorien aus den Dimensionen Ökologie, Soziales und Regionalökonomie zugeordnet und durch einen dem Anwender transparenten Bewertungsrahmen ausgewertet. Auf der Basis von Aufwandskosten und weiteren monetären Wertansätzen wird den einzelnen Leistungskennzahlen jeweils ein Preis für die Erbringung dieser Leistung zugeschrieben und anschließend zum betriebsindividuellen Gesamtergebnis aufsummiert.

Die Projektträger*innen und -partner*innen erwarten sich von dem Projekt neue Erkenntnisse und Anhaltspunkte, wie viel die Landwirtschaft für ihre Nachhaltigkeitsperformance bereits leistet und wie hoch die betriebswirtschaftlich kalkulierten monetären Werte der Betriebe sind, die dem Gemeinwohl zurechenbar sind und damit perspektivisch als Grundlage für eine finanzielle Vergütung zur Disposition stehen.

Ein weiteres wichtiges Projektziel ist, herauszuarbeiten, ob die darin enthaltenen Leistungskennzahlen und deren Aussagen geeignet sind für die Beschaffung der notwendigen Informationen für die künftigen gesetzlichen Berichtspflichten der landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber ihren Anspruchsgruppen.  

Die Ergebnisse aus der Erhebung werden in regelmäßigen Abständen, je nach Fortschritt des Projektes als Zwischenergebnisse veröffentlicht. Ziel ist es, einen Datenpool von mindestens 1000 Betrieben aufbauen zu können. Bezugsrahmen ist das Kalenderjahr 2021, bei abweichendem Wirtschaftsjahr wird 2021/22 erhoben.

Ende Februar 2024 hatten bereits 160 Betriebe ihre RWLR durchgeführt und abgeschlossen, mehrere hundert weitere sind aktuell dabei ihre Betriebsdaten auf der Datenbank online einzugeben.

Eine erste Auswertung von den zum 29. Februar 2024 vorliegenden Einzelergebnisse ergeben schon eindrucksvolle Zahlen:

Die 160 ausgewerteten Betriebe bewirtschaften insgesamt 21.260 ha, davon sind 10.579 ha Ackerfläche, 6.655 ha Dauergrünland, 2.886 ha Ackerfutter, 344 ha Obst und 263 ha Wein. 22 Betriebe bewirtschaften zusammen 630 ha Wald. Die größte Gruppe bewirtschaftet 50 ha bis 100 ha (43 Betriebe), gefolgt von der Gruppe über 150 ha (38 Betriebe) . Der kleinste Betrieb bewirtschaftet 1,75 ha, der größte 915 ha.

Derzeit sind die ökologisch bewirtschafteten Betriebe noch in der Überzahl, was sich im Laufe des Projektes noch ändern soll, um ein gutes Verhältnis zur realen Situation der Betriebsausrichtungen herzustellen.

Auf 111 Betrieben werden insgesamt 53.217 Nutztiere gehalten, davon auf 93 Betrieben 9.123 Kühe / Rinder, auf 30 Betrieben 36.389 Hühner / Hähne. 13 Betriebe halten 900 Schafe und 7 Betriebe 522 Ziegen.

Die Auswertung in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Betriebe ergibt einen durchschnittlichen Nachhaltigkeitsgrad der gesamten Gruppe von 67%, die individuelle Spanne der Betriebe reicht von 40% bis 90%.

Die 160 Betriebe investierten nach der Bewertungsmethode der RWLR im Geschäftsjahr 2021 bzw. 2021/22 insgesamt 31 Mio. EUR in Nachhaltigkeit und Gemeinwohl, auf den Hektar bezogen sind dies im Schnitt 1.414 EUR.

Der höchste Wert innerhalb einer Nachhaltigkeitskategorie liegt aktuell bei Klima & Wasser mit 11 Mio. EUR, was im Durchschnitt 71.250 EUR pro Betrieb und 536 EUR pro ha für Klima- sowie Wasserschutz bedeutet. Es folgt die Kategorie Biodiversität mit insgesamt 7 Mio. EUR, also 43.148 EUR durchschnittlich pro Betrieb und pro ha 325 EUR für Aufbau und Erhalt von Biodiversität.

Auszüge für Nachhaltigkeitsleistungen aus den drei Dimensionen ergeben für

Ökologie:

Von der Gesamtfläche werden 768 ha (3,6%) als Blühflächen und 429 ha (2%) als Streuobstwiesen ausgewiesen. 155 Betriebe führen auf 60% der Fläche reduzierte Bodenbearbeitung durch.

In der Nachhaltigkeitskategorie Bodenfruchtbarkeit ist der durchschnittliche Nachhaltigkeitsgrad 74%, die betriebsindividuelle Spanne ist mit 22% bis 100% recht groß. In der Kategorie Biodiversität beträgt die Spanne bei den 160 Betrieben ebenfalls 22% bis 100% Nachhaltigkeitsgrad, der Durchschnitt ist mit 69% etwas geringer. Im Bereich Maßnahmen zum Klima- und Wasserschutz beträgt der durchschnittliche Nachhaltigkeitsgrad 76%, die Spanne geht von 43% bis 93%. Die Betriebe geben an, dass sie 78 % des eingesetzten Stickstoffs aus eigener Produktion, also hofinternen Nährstoffkreisläufen, inklusive Anbau von Leguminosen, beziehen.

Die 22 teilnehmenden landwirtschaftlichen Betriebe mit Privatwald haben 2022 von der gesamten Holzbodenfläche 1305 Festmeter mit besonders schonenden Ernteverfahren geerntet. 19 der Betriebe haben 69% der Erntefestmeter mit schonender Technik gefällt, und 46% der Erntefestmeter mit schonender Technik auf die Rückegasse gebracht.

22 Hektar (3 %) der Holzbodenfläche wurde der natürlichen Waldentwicklung überlassen und wird wirtschaftlich nicht mehr genutzt. Der mittlere Totholzanteil auf der gesamten Holzbodenfläche liegt bei 6 m3 je Hektar. Auf 37% der gesamten Holzbodenfläche finden sich drei oder mehr Altersklassen mit jeweils mindestens 500 m2 Flächenanteil je Hektar.

Soziales:

Die 160 Betriebe beschäftigen 360 Fachkräfte und bilden insgesamt 92 Auszubildende aus. 22 Betriebe arbeiten ohne Festangestellte und nur 1 Betrieb ohne Fachkräfte. Das ergibt in der Nachhaltigkeitskategorie Fachwissen einen durchschnittlichen Nachhaltigkeitsgrad von 66%.

In der Nachhaltigkeitskategorie Beschäftigungsverhältnisse & Arbeit besteht ein Nachhaltigkeitsgrad von durchschnittlich 65%, die Spanne reicht betriebsindividuell von 0% bis 100%. Hierunter fallen Leistungskennzahlen wie Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung, Möglichkeit zur eigenverantwortlichen Arbeit für Angestellte und die vielfältige Gestaltung von Tätigkeiten.

Regionalökonomie:

Die Dimension Regionalökonomie betrachtet insgesamt 84 Leistungskennzahlen. Ihr Hauptfokus zielt auf die betriebliche Resilienz sowie die Regionalität.

In der Kategorie Wirtschaftliche Souveränität werden 27% bis 93% erreicht, bei einem Durchschnitt von 65%. Zu dieser Kategorie zählen Faktoren wie vielfältige Betriebsstruktur, resiliente Vertriebsstrukturen und die Sicherheit bei den Pachtverhältnissen. Der Anteil der Direktvermarktung am gesamten Umsatz beträgt bei allen 160 Betrieben zusammengenommen 17%.

Der Nachhaltigkeitsgrad bei der Nachhaltigkeitskategorie Regionale Wirtschaftskreisläufe beträgt insgesamt 67%. Hierzu zählen die Erwirtschaftung des Umsatzes und der Zukauf von Produktionsmitteln in der eigenen Region. Der Begriff „regional“ wird im Bewertungsinstrument mit dem Umkreis von 75km um den Betrieb definiert.

Aus dem Zwischenbericht sind schon zahlreiche weitere Kennzahlen und Ergebnisse ersichtlich, grundsätzlich sind wesentlich mehr Auswertungen aus den Rohdaten möglich.

Der ausführliche Zwischenbericht mit zahlreichen Auswertungen kann unter diesem Link heruntergeladen werden.

Wohlgemerkt ergeben sich diese Zahlen und Fakten aus der spezifischen Regionalwert-Leistungsrechnung. Die Liste an Leistungskennzahlen, ihre Grenzwerte und monetären Ansätze sind in zahlreichen Arbeitssitzungen zusammen mit einer großen Zahl an Landwirt*innen aus der betrieblichen Praxis und in einer Art Aushandlungsprozess mit gesellschaftlichen Anspruchsgruppen entstanden. Sie liegen den Nutzer*innen im betriebsindividuellen Auswertungsdokument offen, so dass der eigene Betrieb eingeordnet werden kann. Die Gesamtergebnisse können vom einzelnen Betrieb wie auch von den Projektpartnern als Vergleichszahlen herangezogen werden, an denen sie sich bei der Betriebsentwicklung orientieren können.

Die Projektverantwortlichen sind auf der Suche nach weiteren Partnern und Betrieben, die sich an dem Projekt beteiligen. Die Arbeitsthese lautet, je mehr Auswertungsergebnisse, desto aussagekräftiger sind die Vergleichszahlen zum Nutzen der einzelnen Betriebe und ihren Anspruchsgruppen.

Die Informationen zur Projektpartnerschaft sind zu erhalten bei

KTBL Dr. Martin Kunisch Hauptgeschäftsführer unter

Regionalwert Leistungen GmbH Christian Hiß unter